Tornado oder nicht Tornado in Südfelde, Damme, Landkreis Vechta, Niedersachsen?

Montag, 24. September 2012

Funnel Cloud / Tornado? bei Damme
24. September 2012 abends
Credit: Christian Schmidt
Gegen 17 Uhr am heutigen 24. September 2012 wurde in Südfelde, Damme, Landkreis Vechta, Niedersachsen eine so genannte Funnel Cloud beobachtet und anscheinend nur von einer einzigen Person fotografiert. Bisher liegt keine offizielle Bestätigung vor, dass es sich um einen Tornado (Windhose) gehandelt hat (dafür müsste der Wirbel des Twisters Bodenkontakt gehabt haben).

Allerdings berichtet die Oldenburgische Volkszeitung bereits von Schäden.
Fotos und Einsatzbericht: Freiwillige Feuerwehr Damme
Jetzt auch Fotos und Schadensmeldungen eines zweiten Ereignsses aus Löningen, Landkreis Cloppenburg: Nord-West-Media
Inzwischen ist auch ein dritter Ort mit Tornado-Verdacht ins Spiel gekommen, allerdings auch hier ohne Sichtung, sondern anhand angerichteter Sturmschäden: Video Sturmschäden Hönisch-Hutbergen (LK Verden).

Die European Severe Weather Database hat das Ereignis mittlerweile offiziell aufgenommen (und als F1-Tornado klassifiziert), allerdings anhand derselben dürftigen Quellen, die wir Ihnen oben schon genannt und gezeigt haben plus ein wenig Austausch im Skywarn-Deutschland-Forum: ESWD.

"Hallo Deutschland" (ZDF) hat etwas genauer nachgeforscht und Kameras vor Ort gebracht: VIDEO.

Tom Sävert hat die 3 Events in seine Tornadoliste aufgenommen, aber wenn wir uns die "Beweise" ansehen, finden wir nichts anderes als Zitate aus eben jenen bereits weiter oben erwähnten kurzen Zeitungsmeldungen und Fotos als Hinweise.
Alles in allem also eine ziemlich armselige Berichterstattung. Womit wir aber auf keinen Fall Thomas Sävert an den Pranger stellen (dieser kann sich ja keine Indizien und Fakten aus den Fingern saugen), sondern eher einmal die gesamte Handhabe der Tornado-Vorkommnisse in Deutschland hinterfragen wollen. Die Tornadoliste und die ESWD sind anscheinend das offiziellste, was in Deutschland zum Thema Tornados zu bekommen ist. Es mag ja sein, dass die relativ geringe Anzahl an Tornados in Deutschland bislang keinen höheren Aufwand von staatlicher Seite rechtfertigt, andererseits scheint diese Anzahl steigend zu sein. Und dann wird es vielleicht doch irgendwann angebracht sein, einmal - weniger über die Berichterstattung als vielmehr  die Möglichkeit eines Warnsystems - darüber nachzudenken, ob der aktuelle Stand der Handhabe der Realität gerecht wird.

In diesem speziellen Fall kann auch "Skywarn" (e.V.!!) nicht helfen. Woher soll die Erfahrung kommen, einen entstehenden Tornado zu erkennen? Ein Sturmsystem, das Potential besitzt? Eine verdächtige Rotation?  Wie es um Doppler-Radar-Systeme und Zugang zu selbigen in Deutschland bestellt ist, können wir dabei noch nicht einmal beurteilen, da dies unseren Themenbereich eigentlich nur tangiert.
Hinzu kommt, dass eine solche Art der Beobachtung nur Sinn ergäbe, wenn sie auf 24/7-Basis von qualifiziertem Personal vorgenommen werden würde.

Ein komplexes Thema, ein kostspieliges Thema - und ein Vergleich mit den USA wäre sicherlich unangebracht. Aber ein wenig abgucken kann man sich vielleicht doch beim National Weather Service und beim Zusammenwirken der Warnzentralen in den USA mit den Medien. Allen zur Verfügung stehenden Medien.

Spätestens wenn irgendwann in gehäufter Zahl Menschen verletzt werden oder sogar zu Tode kommen sollten, dürfte die Frage nach einem wirkungsvollen Warnsystem akut werden. Ein solches verhindert zwar keine Sachschäden, kann aber Menschenleben retten.


5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ihr müsstet mal sehen welch Schaden hier entstanden ist. Das war keine Windhose oder ähnliches, das war was größeres.Hier sind Bäume wie Streichhölzer umgeknickt und Dämmmaterial von einem Stall ist über einen Kilometer weit geflogen! Fotos und Videos sind von mehreren Personen gemacht worden. War schon echt unheimlich...

Anonym hat gesagt…

Sieht sehr Interessant aus.
Allerdings fand ich den gestrigen Tag den 24 September schon ein wenig heftig .Gegen Nachmittag ca 16.00 Uhr war ein ziemlich heftiger Sturm in NRW der bis in den Abend ging.Ich fand es schon ein wenig heftig.Seltsam fand ich nur das nicht ausfürlich gewarnt wurde.
Damit mein ich Medien in Fernsehn Radio.Ich war sehr überrascht aber zum Glück war ich zu Hause.
MFG Stefan

Anonym hat gesagt…

Man sieht doch in den USA das solche Warnsysteme auch nicht viel bringen., sonst wären da auch nicht so viele Todesopfer zu verzeichnen. Eine 24/7 Beobachtung von Tornadorisiken für Deutschland würde sehr viel kosten und nicht viel mehr Sicherheit bringen, dafür passieren diese Tornados einfach zu überraschend. Und wie soll man zB die Leute warnen die gerade unterwegs sind oder auf dem Feld arbeiten ?

Hurrikansaison hat gesagt…

Kennt jemand mehr Fotos von der Funnel Cloud selbst? Das ZDF hat sich gemeldet und ist auf der Suche.

Hurrikansaison hat gesagt…

Zum Kommentar Nummer 3:

Dem müssen wir deutlich widersprechen. Es gibt zwar fraglos nach wie vor Tote und Verletzte in den USA, aber man muss sich klar machen, wie viele Leben durch das hervorragend organisierte Frühwarnsystem gerettet werden. Natürlich gibt es keine Statistiken über Dinge, die nicht passieren.

Wenn man die Sache ernst nimmt, ist es in den USA praktisch unmöglich, von einem Tornado überrascht zu werden. Die Frühwarnung über Tornado Watch und Tornado Warning des NWS ist mit allen Medien gekoppelt, was bedeutet, dass, wenn die geringste Gefahr besteht, eine Flut an Information durch den Äther und das Internet abgegeben wird.

Lokale und übergreifende Fernseh- und Radiostationen geben die Warnungen weiter, die Social Media ist ein wichtiges Kommunikationsmittel, es gibt Handy Apps ...
In den USA funktioniert zusätzlich die Nachbarschaftskommunikation ganz anders als in Deutschland.

Es ist richtig, dass der eigentliche Tornado - sprich wenn der Wirbel den Boden erreicht - in den meisten Fällen sehr schnell passiert und nicht lange andauert. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht schon lange vorher Warnungen gibt, dass und wo genau etwas passieren könnte. Anhand der jeweiligen Warnungen und eigener Radarbeobachtungen schaffen es die Storm Chaser sogar oftmals, rechtzeitig genau dort zu sein, wo der Tornado dann auch tatsächlich stattfindet.

Allerdings sind wir einverstanden mit dem Argument, dass ein solch komplexes System wie in den USA vor allem finanziell für Deutschland - die Häufigkeit von Tornados dort in Betracht gezogen - zumindest bisher kaum den Aufwand rechtfertigen würde. Was aber, wenn sich die Situation verschlimmert? Hypothetisch gesprochen: Wie viele Tote sind notwendig, um einen solchen Aufwand zu rechtfertigen?
Auch die Sensibilisierung der Bevölkerung bleibt hierbei ein ewiges Thema. Das ausgefeilteste Warnsystem nutzt nichts, wenn die Menschen, denen damit mehr Sicherheit geboten werden soll, es ignorieren?

Aber dies ist die schwerlich zu operierende Achillesferse der Prognosen von Naturkatastrophen (wie zum Beispiel auch unserer Tropenstuerme). Allzu oft passiert (glücklicherweise) nichts, wodurch die Warnungen in vielen Fällen als übertrieben abgetan werden und was langfristig zur Folge hat, dass die Leute sie nicht mehr ernst nehmen. So lange, bis die nächste KATRINA kommt, um ein Extrembeispiel zu wählen.

Kommentar veröffentlichen

 
 
 

Follower